Österreichisches Wörterbuch

zerfransen, sich

sich aufreiben; vieles gleichzeitig tun


Art des Eintrag: Verb

Erstellt am: 08.06.2005

Bekanntheit: 84%

Beurteilung: 58 | 0

Kommentar am 26.04.2020
Das soll laut Duden gar nicht auf Österreich beschränkt sein, was mich recht erstaunt:

zerfransen 3. sich (bei, mit etwas) sehr abmühen Gebrauch: umgangssprachlich Grammatik: sich zerfransen ; Perfektbildung mit „hat“
Duden: https://www.duden.de/rechtschreibung/zerfransen
DWDS behauptet das nicht und bietet keine einzige „sich zerfransen“- Verwendung in den Berliner Zeitungen, und von 54 „zerfransen“ in der Hamburger ZEIT ist eine einzige mit „sich zerfransen“:
Man wird mich der Verleumdung zeihen, wenn ich behaupte, man arbeitet hier, was das Zeug hält oder – um im Landesjargon zu bleiben – "daß die Fetzen fliegen". Das steht in keiner Operette und in keinem Heurigenfilm: wie sich die Bewohner dieser Stadt "zerfransen" und "zersprageln". Jeder hat noch einen Nebenberuf, vielleicht sogar deren zwei.
Die Zeit 5.6.1960: https://tinyurl.com/ycfg5g4p
  • Verfasst hat das der Wiener Otto F. Beer !


  • Kommentar am 26.04.2020
    Eine Anmerkung voll Phantasie:
    verfranzen (sich): "Franz" ist der Beobachter im Flugzeug (Soldatensprache): "sich verfliegen", übertragen "sich verirren" Anm. 49: Dazu meine ich, daß mundartliches "sich zerfranzen/zerfransen" eine Variante von "sich verfranzen" sein könnte und durch volksetymologische Umdeutung mit "verfransen" in Verbindung gebracht worden ist.
    biblos 44 (1995):https://tinyurl.com/y96cmd6p
    Sie hat nur einen Haken: Als das Folgende (mit -z-!) 1916 (!) geschrieben wurde, war da dieser ganze Vorgang vom soldatensprachlichen Beobachter im Flugzeug bis zur volksetym. Umdeutung bereits schriftsprachliches Allgemeingut?
    Es gibt reife und angesehene Schriftsteller, für deren Dramatik sich seit Jahrzehnten ganze Zeitschriften, Bünde, Gemeinden zerfranzen, ohne daß es gelingt, sie durchzusetzen. Und dann kommt ein unbekannter Anfänger, ....
    Die Schaubühne 12 (1916); https://tinyurl.com/ycrfuxy8


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    zerfransen, sich






    Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
    Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche österreichische Wörterbuch dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951.
    Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.
    Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.
    Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
    Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.