Österreichisches Wörterbuch

Sessel , der

Stuhl


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 22.11.2004

Bekanntheit: 91%

Beurteilung: 66 | 0

Kommentar am 10.06.2007
Beispiel: Die Hoffnungen der ÖVP, den Sessel des Landeshauptmannes zu erklimmen, lösten sich in Luft auf. (Die Presse 24.7.2006)

Kommentar am 10.08.2007
Wichtiger Unterschied D - Ö, der gar nicht genug betont werden kann. Was wir als Sessel bezeichnen, heißt in D Stuhl, während dort mit Sessel meistens das gemeint ist, wozu wir Fauteuil sagen. Vorsicht daher auch beim Gebrauch von Fremdsprachenwörtern bundesdeutscher Herkunft! Es kann leicht zu Missverständnissen kommen.

Kommentar am 10.08.2007
@brezl: 120% Zustimmung!

Kommentar am 01.05.2008
Bitte um nähere Erklärung Das Beispiel mit dem Sessel des Landeshauptmannes scheint mit nicht brauchbar. Auch im Bundesdeutschen kann man sagen "Sessel des Bürgermeisters" o.ä. Das kommt vom Büro-Sessel, der nicht nur in Österreich so heißt. Wo also ist der Unterschied? Vielleicht ist es ja so, dass dem in Deutschland gebräuchliche Wort "Sessel" in Österreich zwei Wörter entsprechen, nämlich "Sessel" (für den im Büro) und "Fauteuil" (für den bequemen zuhause). Dass aber das Wort "Stuhl" gleichbedeutend gebraucht wird. Dem scheint mir aber der Kommentar aus Graz zu widersprechen, wonach "Sessel" auch ein "einfaches, hölzernes Sitzmöbel" sein kann. So etwas ist in Deutschland eindeutig ein "Stuhl". Dann frage ich mich aber, was das Wort "Stuhl" in Österreich überhaupt noch bedeutet. Für eine Aufklärung wäre ich dankbar.

Kommentar am 01.05.2008
@ Florek
Der Bewerter aus dem Alsergrund hat es schon angedeutet:

Das Wort "Stuhl" bezeichnet in Ostösterreich das excrementum humanum .



Kommentar am 09.09.2014
Darum sagt man ja auch Sessellift, weil dieser bekanntlich so gut gepolstert ist, während der Heilige Stuhl hingegen eine besonders dürftige und primitive Sitzgelegenheit ist, oder wie?

Beispiel am 30.09.2014
Sigmund Freud differenziert bedeutungsmäßig zwar nicht, verwendet aber das österr. Wort "Sessel" fürs einfache Möbel offenbar öfter: »Als nun der Onkel des Mädchens, ein sehr alter Herr, ins Zimmer trat, sprangen wir beide auf, um ihm einen in der Ecke stehenden Stuhl zu bringen. Sie war behender als ich, wohl auch dem Objekt näher; so hatte sie sich zuerst des Sessels bemächtigt und trug ihn mit der Lehne nach rückwärts, beide Hände auf die Sesselränder gelegt, vor sich hin. Indem ich später hinzutrat und den Anspruch, den Sessel zu tragen, doch nicht aufgab, stand ich plötzlich dicht hinter ihr,... « („Zur Psychopathologie des Alltagslebens“, 1904)

Kommentar am 11.05.2016
Unterschiedliches Sprachgefühl Auch wenn nachweisbar beide Worte Sessel - Stuhl sowohl hüben wie drüben synonym verwendet wurden und werden, möchte ich folgendes anmerken: • Stuhl - ein langer Vokal, ein schweres, lastendes Wort. Das macht pfloatsch, wie eine Kuhflade. Verwendung: Dachstuhl, Webstuhl, Glockenstuhl, Heiliger Stuhl, Kaiserstuhl, Königsstuhl, Herzogsstuhl. Das sind keine leichten Sitzgelegenheiten. Ein Stuhl hat "schwere" Lasten zu tragen • Sessel - ein kurzer Vokal, leicht und leichtfüßig wie eine Gelse, den kann man sich (in Ö) als gewöhnliches Haushaltsmöbel besser vorstellen.

Um neue Kommentare einzufügen oder an einer Diskussion teilzunehmen, einfach auf das Österreichische Volkswörterbuch gehen.

Sessel






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche österreichische Wörterbuch dokumentiert den Wortschatz der deutschen Sprache in Österreich seit 1951.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.
Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.
Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.