Österreichisches Wörterbuch

die Bockerlfraß kriegen

(bei einer Tätigkeit) verrückt werden


Art des Eintrag: Wendung

Erstellt am: 25.04.2006

Bekanntheit: 51.25%

Beurteilung: 11 | 2

Kommentar am 27.10.2009
eigentlich ... ... "kriegt man die Bockerlfrasen", ich habe noch niemals jemanden gehört, der "den Bockerlfraß" bekommen hätte. Der Begriff scheint auf das Kreishüpfen von jungen Ziegenböcken hinzuweisen. "Fras/en" steht zumeist in Verbindung mit einer Drehbewegung, beim Bockerl ist es schon schwieriger, weil auch kleine Runde Tannenzapfen als Bockerl bezeichnet werden. Die hüpfen aber eher selten im Kreis ;o) Das schwedische Wort "fras" steht für Ausdruck. Hier werden noch Antworten und Anregungen zur Klärung gesucht !

Kommentar am 27.10.2009
@kyriazi s. "Freise kriegen".
Freise (oberdt. "Frasn" wie Stein> Stoan/Staan oder Leimsieder>Loam-/Laamsieder) = Epilepsie, Fallsucht: Krämpfe, Schaum vor dem Mund; oft - bes. bei Kindern - nur kurze Absenzen.
s.a. Bayrisches Wörterbuch: "Froas, Froasn: krankhafte Zuckungen, Krämpfe, Zittern (Säuglingskrankheit)"
[http://tinyurl.com/yhzx2p5]
Aber "Bockerl-" ??

Kommentar am 27.10.2009
womöglich ... ... gibt es dieses Krankheitsbild auch im Tierreich und es wird daher Bockerl-Frasen genannt? Meine Großmutter, die vom Lande kam, nannte Ziegenböcke immer Bockerl.

Kommentar am 17.02.2010
Volksmund Vielleicht ist auch folgende Geschichte aus dem Volksmund Ursprung der Redewendung (besonders im Hinblick auf die Bedeutung "bei einer Tätigkeit verrückt werden"). >> Der Geist Bockerlfraß, der sich meist in Gestalt eines Riesen zeigte, hielt einmal um die Hand einer schönen Maid an. Diese trug einen großen Haufen Föhrenzapfen („Bockerl") zusammen und sagte: „Wenn du dir einen ganzen Tag lang kein einziges Bockerl wegnehmen läßt, will ich deine Frau werden." 24 Stunden lang vertrieb der Geist alle Menschen, die sich auch nur in die Nähe seines Haufens wagten. Aber er übersah, daß kleine Eichkätzchen ein Bockerl nach dem anderen anknabberten und forttrugen! So war das listige Mädchen frei. Der Bockerlfraß aber streift seither trostlos durch die Wälder und klagt der Natur sein Leid.

Kommentar am 08.11.2011
Pockenfraß Dieser Ausdruck stammt aus der Zeit als die Schwarzen Pocken noch Gang und Gebe waren. Der Pockenfraß war für die bleibenden Male verantwortlich,juckte fürchterlich und brachte die Betroffenen oft an den Rand des Wahnsinns.

Kommentar am 15.05.2012
Aktuelles Beispiel aus der Presse: [http://derstandard.at/1336696810899/Wohngespraech-Ab-und-zu-habe-ich-dann-die-Bockerlfrass]

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die Bockerlfraß kriegen






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche österreichische Wörterbuch dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.
Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.
Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.