Österreichisches Wörterbuch

faschieren

durch den Fleischwolf drehen


Art des Eintrag: Verb

Kategorie: Essen und Trinken

Erstellt am: 15.02.2006

Bekanntheit: 95.3659%

Beurteilung: 90 | 0

Kommentar am 11.01.2008
Nicht nur durch den Fleischwolf soweit mir als Hobbykoch bekannt hängt der Ausdruck nicht nur mit der Benutzung eine Fleischwolfes zusammen. In vielen Rezepten bedeutet es auch ganz klein schneiden. Den Begriff Faschiertes habe ich auch hier schon gelesen: Allgemeines Küchenlexicon für Frauenzimmer. II. Th. Leipzig 1794. 8. Col. 62 -- 63. Er ist und war also auch in anderen Regionen bekannt.

Kommentar am 09.01.2010
Herkunft Das Wort "faschieren" beruht auf der mundartlichen Aussprache des von französ. "farce" gebildeten Lehnwortes "farcieren". "Farce" bedeutet ursprünglich "Fülle aus klein Zerhacktem aller Art (Fleisch, Fisch usw.)". Erst seit ca. 1900 schreibt man "faschieren, Faschiertes" usw. (z.B. bei Rokitansky), davor meist "farcieren, Farciertes" (so Prato 19. Jhdt.), aber schon bei Anna Dorn (1827) kommt "Fasch" neben "Farce" vor, "farcieren" bedeutet "mit einer Fülle versehen" und "faschieren - Fleisch zerhacken".

Kommentar am 10.01.2010
@heinzpohl- Sehr angenehm, hier wohlfundierte Einträge zu finden.

Kommentar am 10.01.2010
Dass die Farce, das Füllsel, (s. Pohl-Kommentar) außerhalb der Küche zur Posse wurde, hat damit zu tun, dass die Pausen zwischen den Akten eines ernsten Theaterstücks mit komischen Szenen gefüllt wurden.

Kommentar am 09.06.2016
Das Faschierte wird nicht durch den Fleischwolf gedreht, der ist nämlich in der österreichischen Küche unbekannt, sondern durch die Faschiermaschine hergestellt!

Kommentar am 09.06.2016
@Astra, "durch den Fleischwolf drehen" ist dennoch eine gute Übersetzung ins allgemeine Deutsch. Als (Ost-)Deutscher rätselte ich oft, was Faschiertes ist - bis ich Österreich kennen lernte und mich eben für dessen Sprache bzw Mundarten interessierte. Auf ostarrichi ist auch die "Faschiermaschine" zu finden, eingetragen von JoDo und mit "Fleischwolf" übersetzt.

Kommentar am 09.06.2016
Das Verb "faschieren" für gmd. "durch den Fleischwolf drehen" ist österreichisches Standarddeutsch. (VWB, Duden) .

Kommentar am 02.07.2017
Laut meiner Meinung und Erfahrung in ganz Österreich bekannt und verbreitet und in eigener Verwendung

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faschieren






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche österreichische Wörterbuch dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.
Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.
Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.