Österreichisches Wörterbuch

leinwand, leiwand

super, toll, grossartig


Art des Eintrag: Adjektiv

Erstellt am: 04.10.2002

Bekanntheit: 87.9412%

Beurteilung: 71 | 3

Kommentar am 04.10.2002
alles leiwand ! Alles in Ordnung !

Kommentar am 03.04.2007
"Leiwandes Bier" Wenn Wiener etwas besonders gut finden, sagen sie oft "leiwand" dazu. Den Ursprung hat dieses Attribut in der Welt des Bieres. Es war im Jahr 1432, da bekam das Wiener Bürgerspital, in dem damals bereits mit Leinen gehandelt wurde, das Braurecht zugesprochen. Und da sich der Leinenhandel damals in Wien zu einer wahren Börse des internationalen Textilhandels entwickelte, lag nichts näher, als den heftig Feilschenden auch Bier anzubieten. So wurde also im Leinwandhaus eine Bierschenke errichtet, die direkt von der Gemeinde auf eigene Rechnung betrieben wurde. Der "Leinwandbier" genannte Gerstensaft genoss bald einen ausgezeichneten Ruf. Und wenn sich heute jemand mit den Worten "Des is leiwand" über etwas äußert, so meint er damit nicht mehr und nicht weniger, als dass es so gut ist wie Wiener Bier.

(Entnommen dem Buch "Wiener Bier - 150 Jahre Ottakringer Brauerei" von Christoph Wagner)
[http://www.ottakringer.at/index.asp?ph_id=18&wai=ja]

Kommentar am 12.03.2008
eventueller Ursprung Kommt aus der wienerischen Ganovenszene. Wärend ein Überfall oder Ähnliches durchgeführt wurde, musste einer Wache stehen. Wenn alles OK war, war alles "leiwaund" - Alles war wie auf der Leinwand (Perfekt).

Kommentar am 14.03.2008
komisch obwohl das wort anscheinend aus dem wienerischen stammt, ist es, laut österreichkarte, dort gar nicht so bekannt! :-D

Kommentar am 14.03.2008
@donny: Wenn ich mich nicht verzählt habe, gibt es acht Bewertungen aus Wien, davon sechs mit 2/100 (Bestnote) und zwei mit 2/80 (auch nicht schlecht). Wie da die blasse Einfärbung der Karte zustandekommt ist mir schleierhaft.

Kommentar am 16.11.2008
4 x steht das Wort LEINWAND jetzt herin ("leiwand, Leiwand, leiwaund, leiwond"),
einmal sogar im Büchl, u.zw."leiwand" von Russi,
aber keine Eintragung folgt Russis eigenen Eintragungskriterien:
1. KEINE Wörter, die sich nur in der Aussprache unterscheiden, also "Schua" statt "Schuhe" oder "Baam" statt "Baum".
2. Soweit möglich eine "offizielle" Schriftform, also "sudern" (pausenlos jammern) statt "sudan" oder "sudaan".

Kommentar am 17.07.2010
Ein Anwendungsbeispiel in H.C. Artmanns Wienerisch:

...de Kötn, de wos eh so leiwond woan, woan a no so richtige Woidfexn.
Univ.-Prof. Helmut Birkhan, "Weng wos um di Kötn und uman Asterix so a Griß is" (1999):http://www.univie.ac.at/keltologie/birkkelten.html


Kommentar am 17.07.2010
Russi - sei so gut und erlaube einen Umbau an Deinem Wort:
Ö: leinwand
Aussprache: leiwånd, lläwånd

Kommentar am 10.09.2012
Rätselhaftes Wort ... für mich. Ich bin im Kirchendienst. Ein österreichischer Kollege erzählte mir in Frankreich, ein Wiener Szenetyp, ein richtiges Original, habe ihn, Krankenhausseelsorger, gebeten, die Partnerin im Sterben zu begleiten. Was er denn wünsche, fragte der Kollege. "A Gebet wär leiwand." war die Antwort. Das käme aus dem tiefsten "Wiener Herzen". Ein anderer Kollege, in Sachsen lebender gebürtiger Wiener meinte: dieser Ausdruck ist tiefstes Wienerisch. Was dazugelernt!

Kommentar am 17.10.2012
Du - PeterB: Selber wär´ mir das nicht in den Mund gekommen, aber: Ja! So könnte das wer hier sagen, und:
Es ist nicht herabwürdigend, nein, es ist ganz "aus der Seele", also: Das Wort schneide ich mir aus und häng´ es mir über das Nachtkastl:
"A Gebet wär´ leiwand!"

Kommentar am 16.02.2015
Also ich kenn die Erklärung meiner Deutschlehrer. Eine Leinwand war etwas sehr Wertvolles! Also wenn etwas wertvoll war dann war es "Leinwand". Wobei später daraus auch "toll, super" etc. wurde.

Kommentar am 28.05.2016
Attributisierte Leinwand à la H.C. Artmann:
Des easchte is, daß de Kötn (= Kelten) so richtige Naturfanatika woan, daß a leiwonds Naturvaständnis ghobt hom, und daß domois ka Umwötzastörung gebm het.
Helmut Birkhan, "Weng wos um di Kötn und uman Asterix so a Griß is" (1999):http://tinyurl.com/zwf4pgl
Prachtvoller Text! Sollte in die Zentralmatura! Allerdings besteht die Gefahr, dass Wort für Wort des Textes zu einem eigenen Eintrag in OSTARRICHI führt.

Kommentar am 14.05.2017
"großartig" mit -ß! Alles andere: leiwand!

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leinwand, leiwand






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche österreichische Wörterbuch dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.
Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.
Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.