Österreichisches Wörterbuch

Paradeiser , der

Tomate


Art des Eintrag: Substantiv

Kategorie: Essen und Trinken

Erstellt am: 08.08.2002

Bekanntheit: 80%

Beurteilung: 87 | 0

Kommentar am 28.07.2005
Beispiel: Der Pflanzenfarbstoff Lycopin, der Paradeiser rot macht, senkt das Risiko für Prostatakrebs und Herzattacken. [Die Presse 15.7.1998]

Kommentar am 02.11.2006
Aussprache je Wien desto breiter: Paradääsa

Kommentar am 02.11.2006
Herkunft: Paradies-Apfel Paradeis: alte Form von Paradies (vgl. das barocke Paradeisgartl/Paradiesgärtchen an der Stelle des Wiener Heldenplatzes) - Verkürzung zu (Paradieser=) Paradeiser

Kommentar am 02.06.2007
Übrigens ... ... ist "Tomate" ursprünglich nord- bis mitteldeutsch (auch wenn, wer heutzutage einen "Paradeissaft" bestellt, inzwischen meist befremdete Blicke erntet), und davor eine Bezeichnung amerikanischer UreinwohnerInnen - Paradeiser sind ja wie Paprika und Erdäpfel in Europa vor dem Kolonialismus nicht heimisch gewesene Importfrüchte.

Kommentar am 05.10.2007
Lustig find i übrigens die Verballhornung "Tomateiser" ;-)

Kommentar am 04.01.2008
Sehr guat I hab a oft Wache schieben muessen in Hoersching vor a paar Jahrn. Es war im Herbst 1965! Da hamma a grosse Gaudi kopt beim Hasenjagen mit dem Jeep.

Kommentar am 25.07.2010
Nur Ostösterreich Paradeiser wird in Tirol nicht verwendet, hierzulande sagt (und sagte man immer) Tomaten. Bis vor ein paar Jahren hatte ich das Wort auch noch nie gehört. Zunehmend wird aber in den Medien, v.a. ORF, das Wort "Paradeiser" (ein häßliches Wort IMHO) der Tomate vorgezogen. Ein weiteres Beispiel dafür, das uns Westösterreichern Begriffe aus dem Osten aufgezwungen werden, weil sie angeblich "österreichisch" sind.

Kommentar am 19.08.2011
Südtirol - Ostösterreich Mit Verwunderung hab ich gelesen, dass Paradeis oder Paradeiser in Tirol unbekannt sind bzw. unbekannt waren. In Eppan/St. Pauls (Südtirol) ist es der ausschließliche Begriff gewesen, den meine Großtanten dort benutzt haben. Tomaten sagt man dort erst in neuerer Zeit (eher die jungen Leut). Das kann man auch im südtiroler Wörterbuch sehen.

Kommentar am 19.08.2011
Zu agibaer v. 2010-07-25: "ein häßliches Wort" "Beispiel dafür, das uns Westösterreichern Begriffe aus dem Osten aufgezwungen werden, weil sie angeblich 'österreichisch' sind"
Da ist's wohl umgekehrt: Die sprachliche Verbeugung der Tourismusindustrie vor dem deutschen Urlaubsgast hat wie bei "Sahne" statt "Rahm" das heimische Wort in weiten Kreisen zugunsten des Imports völlig verdrängt.
Bei der Bestellung eines "Verlängerten" sagte das Innschbrukher Serviermädchen ganz ernsthaft: "Dös homma nit. Dös hoaßt bei ins a Tasse Kháffe!"
Und auf "einen Ribiselsaft, bitte!" kam in einem anderen Lokal: "Ríbislsoft? Mir homp lei Heidelbärtschuss, Johannisbärtschuss..."

Zu "Tomate" in Tirol s.a. Retti, [http://tinyurl.com/3fgxjlj]
2 Antworten meinen immerhin: *"gleichwertig in der Verwendung mit Paradeiser" und "österreichisch: Paradeiser"
Arg aber sind die Tiroler Reaktionen auf die Retti-Frage nach "Paradeiser", s. [http://tinyurl.com/3mofj55]

Kommentar am 19.08.2011
Sahne fließt im Zillertal, doch gegen Denglisch geht der Kampf weiter!
Arbeiterzeitung (1962): "Vielleicht werden die österreichischen Alpen dereinst ein Naturschutzgebiet sein, in dem noch reines Reichsdeutsch gesprochen wird."
zitiert nach DER SPIEGEL 25/1962
[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45140542.html]

Kommentar am 20.08.2011
Die Diskussion ist insofern müßig, als es bei dieser Veranstaltung ja auch um die regionale Verteilung der besprochenen Begriffe geht. Abgesehen davon gehen mir diejenigen, die in vorauseilendem Gehorsam (Tourismuseinnahmen?) oder aus einem Minderwertigkeitskomplex oder einfach, weil sie zu viel norddeutsch Gesprochenes konsumiert haben, das fremde Deutsch für richtiger oder besser als das eigene halten, gehörig gegen den Strich. Komische Vögel.

Kommentar am 11.12.2011
Übrigens.... In Bosnien/Serbien sagt man auch paradeis (paradajz, so geschrieben). Ist schon interessant wie solche Wörter auch nach Jahrzehnten Zeugen der Geschichte bleiben... :)

Kommentar am 11.12.2011
Übrigens.... In Bosnien/Serbien sagt man auch paradeis (paradajz, so geschrieben). Ist schon interessant wie solche Wörter auch nach Jahrzehnten Zeugen der Geschichte bleiben... :)

Kommentar am 19.12.2011
Vergebe hier die Maximalwertung, obwohl streng genommen es sich hier um ein
"Halbaustriakum" handelt. Die Verbreitung
ist im Osten zum Westen deutlich im Ungleichgewicht,
leider stirbt der Paradeiser langsam aber sichtbar aus.
In gängigen Listen von Austriazismen wird er zu
Recht weiter geführt.
Die deutsche "Tomate" übernimmt wie in Vielem die "Vorherrschaft.

Kommentar am 15.04.2014
Dabei weiß jeder, dass das Wort "Tomate" in Österreich längst illegal ist, Zuwiderhandelnde müssen strafweise mit Andreas Mölzer ein Tomatentunke-Teigwaren-Konglomerat essen, auf Ausländisch auch "Pasta al Pomodoro" genannt.
[http://kurier.at/meinung/kolumnen/ohrwaschl/ohrwaschl-bei-uns-in-paradeisien/60.722.991]

Kommentar am 15.04.2014
Wer's österreichisch haben will, sagt "Paradeiser" 21 Wörter, die wir vermissen
[http://kurier.at/kult/21-woerter-die-wir-vermissen/59.624.319/slideshow#59624319,59646640]

Kommentar am 22.05.2016
Das Nomen "Paradeiser" (m) für gmd. "Tomate" (f) ist österreichisches Standarddeutsch.

Kommentar am 19.01.2017
Natürlich, Paradeiser. (Slowenisch: paradižnik) In Südkärnten kannten vor 60 Jahren die Bauernkinder keine Paradeiser, weil es sie nicht gab, und lernten sie als Tomate kennen - damit mag die unterschiedliche Verbreitung zusammenhängen. Im Übrigen ist ein Wort österreichisch, auch wenn es nicht überall in Österreich verwendet wird. Slowenisch: paradižnik

Kommentar am 19.01.2017
Ja, klar, baradeiser!

Kommentar am 19.02.2017
3000 Sorten Paradeiser hat Erich Stekovics in seinem Garten in Frauenkirchen/Austria und führt gerne Gäste durch sein Paradies [youtube:vqdHxztZ40g::Video::]

Kommentar am 02.07.2017
Laut meiner Meinung und Erfahrung überwiegend Ost-Österreich bekannt und verbreitet und in eigener Verwendung

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Paradeiser






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche österreichische Wörterbuch dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.
Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.
Außerdem umfasst ein umfangreicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.